Im Herbst 2022 hat sich unter Koordination des Landeskompetenzzentrums Pflege & Digitalisierung (PflegeDigital@BW) die TI-Steuerungsgruppe Baden-Württemberg gegründet. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss engagierter Akteure, bestehend aus Verbänden der Pflege, Ärzteschaft, Apotheken und Krankenhäusern sowie Kostenträgern und der Landes- und Kommunalverwaltung. Gemeinsam werden zahlreiche Aktivitäten wie die TI-Regionalkonferenzen initiiert, mit dem Ziel die Einbindung der Pflege in die Telematikinfrastruktur erfolgreich zu gestalten.
Am 19.04.2023 fand die 1. TI-Regionalkonferenz im Landratsamt Ludwigsburg statt. Insgesamt 80 Teilnehmende aus dem Landkreis nahmen an der Veranstaltung teil.
Zu Beginn betonten der Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Manne Lucha und Landrat Dieter Allgaier die Bedeutung der Digitalisierung und insbesondere der Telematikinfrastruktur für das Gesundheits- und Pflegewesen. Barbara Zeller vom Referat Pflege des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg appellierte im Rahmen eines Grußwortes an die Teilnehmenden die großen Chancen zu nutzen, die sich durch den Einsatz der Telematikinfrastruktur ergeben. Anschließend stellte Prof. Dr. Daniel Buhr, die Arbeit des Landeskompetenzzentrums Pflege & Digitalisierung vor und führte in das Thema der Veranstaltung ein.
Ziel des ersten Blocks der Veranstaltung war es, den Pflegeeinrichtungen das notwendige Wissen zu vermitteln, damit die technische Anbindung an die Telematikinfrastruktur erfolgreich umgesetzt werden kann.
In einem ersten Impulsvortrag erklärte Lars Gottwald von der gematik Grundlegendes zur Telematikinfrastruktur, ging auf die Zeitpläne und nächste Schritte bei der gematik ein und gab den Teilnehmenden wertvolle Hinweise bspw. im Hinblick auf neue Möglichkeiten durch zentral in Rechenzentren gehostete Konnektoren. Helmut Ristok vom Digitalverband Sozialwirtschaft FINSOZ fokussierte anschließend in seinem Beitrag die Praxis und stellte eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur vor.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Pflegeeinrichtungen aktuell vor großen Herausforderungen stehen und nur begrenzte Kapazitäten bestehen, um sich mit den zum Teil komplexen Informationen auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang konnte PflegeDigital@BW auf den TI-Wegweiser verweisen, der als komprimierte Informationssammlung den Teilnehmenden in einer ersten Arbeitsversion zur Verfügung gestellt werden konnte. Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde u. a. die Erwartung an die Primärsoftwarehersteller formuliert, dass die neuen Funktionen durch die Telematikinfrastruktur reibungslos in die Software integriert werden müssen.
Im Sinne der Konzeption der Telematikinfrastruktur als digitales Netzwerk für die sektorenübergreifende Kommunikation richtete sich der folgende Teil der Regionalkonferenz ausdrücklich auch an die weiteren Akteure des Gesundheits- und Pflegewesens. Während die Eindrücke aus den Vorträgen im Rahmen einer Kaffee-Pause diskutiert wurden, füllte sich der Saal mit weiteren Vertretenden aus den Bereichen, ärztliche Praxen, Krankenhäuser und Apotheken.
Im zweiten Block der Regionalkonferenz stand das Thema Mehrwerte durch den Einsatz der Telematikinfrastruktur im Zentrum. Jesse Berr und Thomas Heine von PflegeDigital@BW zeigten anhand verschiedener Beispiele die Potenziale der Fachanwendung „KIM“ auf, welche die Möglichkeit bietet, die sektorenübergreifende Kommunikation digital und sicher zu gestalten und somit das immer noch weitverbreitete Fax abzulösen. Hierdurch ließen sich viele Prozesse bspw. bei der Medikamentenversorgung und dem Entlassmanagement vereinfachen und papierlos abbilden. Markus Koffner von der Techniker Krankenkasse stellte anschließend die elektronische Patientenakte als zentralen Datenraum in der Telematikinfrastruktur vor und beschrieb die Funktionen, welche bereits jetzt möglich sind. Angesichts des im Jahr 2024 kommenden Opt-Out Verfahrens wird sich die bislang noch unzureichende Verbreitung in der Bevölkerung drastisch ändern und mit einer hohen Relevanz für die Praxis einhergehen.
Im letzten Teil der Regionalkonferenz wurde gemeinsam in Workshops die Frage diskutiert, wie der flächendeckende Einsatz der Fachanwendungen der Telematikinfrastruktur in der sektorenübergreifenden Versorgungspraxis gelingen kann. Deutlich wurde in den Gesprächen, dass insbesondere bei den Pflegeeinrichtungen eine hohe Motivation besteht, um die ressourcenintensiven analogen Prozesse z. B. beim Rezept- und Verordnungsmanagement zu digitalisieren. Um hier eine breite Akzeptanz zu schaffen, braucht es überzeugende Beispiele guter Praxis. Aus dem Teilnehmerkreis in Ludwigsburg gab es bereits einige Interessierte, die in der Folge auf lokaler Ebene eine Kooperation mit bspw. einer medizinischen Praxis umsetzen möchten. PflegeDigital@BW wird diese Entwicklung exemplarisch begleiten, um wichtige Erfahrungen für den weiteren Transfer in ganz Baden-Württemberg zu gewinnen. Seitens des Landkreis Ludwigsburg ist beabsichtigt, dass Thema Telematikinfrastruktur künftig im Rahmen einer kommunalen Pflegekonferenz weiter zu begleiten.
Wir möchten uns herzlich bei allen Teilnehmenden bedanken, insbesondere bei den Mitarbeitenden des Landratsamts Ludwigsburg für die enge Zusammenarbeit und die optimale Unterstützung bei der Ausrichtung der 1. TI-Regionalkonferenz.
Die 2. TI-Regionalkonferenz wird voraussichtlich im Juli 2023 im Landkreis Ravensburg stattfinden.
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